Renderhouse: „Die Kraft von 3D wird unterschätzt.”
„Die Investition in gute Visualisierungen ist Peanuts im Vergleich zu den Gesamtkosten eines Projektes. Es ist einfacher, das Interesse potentieller Käufer zu erwecken, weil man alle architektonischen Qualitäten zeigen kann.”, erklärt Ludwig Desmet. In den letzten fünf Jahren hat sich sein Ein-Mann-Geschäft Renderhouse einen Platz unter den Besten in der 3D-Visualisierung verdient.
Umgebung
Ludwig Desmet glaubt, dass man Architektur nicht aus ihrer Umwelt nehmen darf.„Architektur steht nie für sich allein. Es gibt immer eine Umgebung und die muss man auch zeigen. Wenn Du ein Appartement an der See verkaufst, zeige auch die See. Für ein Haus in einer ruhigen Nachbarschaft sind der Frieden und die Ruhe ein großes Verkaufsargument. Man muss es sehen können, indem man z.B. durch Bäume und Ziergrün Aufmerksamkeit erregt.“
Eigene Fotografien
Desmet liefert nicht nur genaueste Renderings der Umgebung, er will auch das richtige Licht darauf werfen.
„Was von großer Wichtigkeit für Visualisierung ist? Das richtige Sonnenlicht. Bevor ich mit der Arbeit an einem Auftrag beginne, fahre ich zum Standort und mache einige Fotos für die Hintergründe. Ich erkunde zunächst die Ausrichtung des Gebäudes, damit ich weiß, zu welchem Zeitpunkt des Tages ich die besten Bilder machen kann. Deshalb kenne ich auch die Kameraperspektive und die genauen Linseneinstellungen, so dass ich den Blickwinkel in CINEMA 4D perfekt nachstellen kann.“
Mit anderen Augen
Früher hat Desmet professionelle Fotografie gelernt.
„Ich glaube als Fotograf sieht man 3D anders als ein Architekt zum Beispiel. Ich nutze verschiedene Grundprinzipien der Fotografie – wie z.B. Komposition, Perspektive, Beleuchtung – in meiner 3D-Arbeit.”
Materialstudie
Desmets 3D-Modelle haben mehr als eine kommerzielle Funktion. Oft suchen Architekten auch seine Hilfe, um Ihre Designs mit verschiedenen Materialien auszustatten, damit das 3D-Modell zum entscheidenden Faktor während des Designprozesses wird.
Schnelle Rentabilität
Außerdem dienen die 3D-Modelle zur Kontrolle des strukturellen Designs.
„Manchmal müssen Architekten ihr Design anpassen, nachdem sie die 3D-Visualisierung gesehen haben. Es gibt häufig Fehler in den 2D-Plänen: vielleicht fehlt ein Fenster in einem Stockwerk oder die Treppen sind nicht gut platziert.“
„Für den Architekten hat sich die Investition in einem solchen Fall schon ausgezahlt. Wenn die Fehler erst nach dem Bau herausgefunden worden wären, wären die Kosten sehr viel höher.“
„Es kommt auch vor, dass die Architekten Ihr Design anpassen, nachdem sie die 3D-Visualisierung gesehen haben, um die Ästhetik zu verbessern.“
Hin und wieder wird Renderhouse gebeten, ein Konzept zu entwickeln, das erst von einem Architekten ausgearbeitet werden soll nachdem die 3D-Illustrationen fertig sind.
„Ich habe an einem Projekt gearbeitet, bei dem der Standort einer Handelsfirma überarbeitet werden sollte. Der Kunde weiß bis jetzt nicht genau, was er möchte, deshalb probieren wir verschiedene Optionen aus. Sobald wir das Konzept fertig haben, werden wir unsere Idee einem Architekten präsentieren.“
Kleine Büros
Ein Teil von Renderhouses Klientel besteht aus „kleineren Büros, die keine eigenen 3D-Zeichnungen herstellen und es vorziehen, das einem Spezialisten zu überlassen. Gelegentlich werde ich gebeten Quicktime VRs (QTVR) zu machen. Das ist ein sehr unterschätztes Werkzeug, das es Dir erlaubt, ein Projekt in seiner Gänze zu zeigen, in einer sehr attraktiven Art und Weise."
Mit QTVR kann man ein Projekt in 360° erkunden. Eine britische Studie zeigt, dass bei Architekturwebseiten die Seiten mit Panoramen die meistbesuchten direkt nach der Homepage selbst sind.
Vom Design zu 3D
Das Quellmaterial, das Desmet erhält, besteht normalerweise aus CAD-Daten und Querschnitten. „In CINEMA 4D verwandle ich diese in 3D. Wenn es sich um ein Außenbild handelt, setze ich nur Dinge in den Innenbereich, die auch von Außen zu sehen sind.
Für einen Innenraum erzeuge ich zunächst das Wandvolumen. Danach versehe ich sie mit Materialien und schaue mir zunächst die Beleuchtung an. Wenn das erledigt ist, fange ich mit der Innenausstattung an. Manchmal mache ich Detail-Renderings, wenn der Kunde danach fragt. Zum Beispiel, wenn bestimmte Details für eine Projektpräsentation in einer Brochure relevant sind. Um die Sachen so genau wie möglich rendern zu können, frage ich den Kunden nach einer Menge Produktreferenzen, wie die RAL-Farben die verwendet wurden und die Ziegelsteinart.“
Künstlerisch versus realistisch
Renderhouse ist für fotorealistische 3D-Modelle bekannt. „Ich bewundere Leute, die gute Visualisierungen mit Sketch & Toon oder traditionell mit Pinsel und Farbe machen. Ein guter künstlerischer Eindruck ist eine gute Alternative zu Fotorealismus.“
Ein langer Weg
Desmet ist einer der Pioniere der besseren 3D-Visualisierung. Er sagt, dass Belgien noch einen weiten Weg in der Welt des 3D zu gehen hat. „Es gibt ein paar sehr gute 3D-Künstler in diesem Land, aber es ist nur eine sehr kleine Gruppe.“
Das Fehlen guter Visualisierungen ist seiner Meinung nach ein Ergebnis des fehlenden Interesses an guter Architektur. „Ich gebe es zu: Belgien ist wohl kaum bahnbrechend in aufregender Architektur. Und das wirkt sich auch auf das Gebiet der Visualisierung aus. Zu oft gibt es die Ansicht: das darf nicht zu viel kosten. Das betrifft sowohl die reale Architektur als auch die Visualisierung. Das frustrierende an der 3D-Arbeit ist die niemals endende Diskussion über Geld. In London sind die Budgets für Architekturvisualisierung vier bis fünfmal so hoch wie hier in Belgien. Also ist hier noch viel zu tun. Oft reicht eine miese Sketchupzeichnung für ein Projekt aus. Ich hätte lieber ein schönes mit Wasserfarben gemaltes Bild, als schlechtes 3D.“
INFORMATION
Renderhouse
www.renderhouse.eu
대단하네요....